EuGH verhandelt über deutsches Sportwetten-Lizenzsystem
Luxemburg. Am 24. September 2025 befasste sich der Europäische Gerichtshof (EuGH) mit der Rechtmäßigkeit des deutschen Lizenz- und Vollzugssystems für Sportwetten. Das Verfahren (Aktenzeichen C-530/24) betrifft den Anbieter Tipico und könnte den Markt für legale Wetten in Deutschland nachhaltig verändern.

Die EuGH-Verhandlung vom 24. September 2025 könnte das deutsche Lizenzsystem für Sportwetten grundlegend verändern.
Im Mittelpunkt des Verfahrens steht die Frage, ob das derzeitige deutsche Lizenzsystem für Online-Sportwetten mit den Grundfreiheiten des EU-Binnenmarkts vereinbar ist. Konkret geht es um die Zulassungspraxis der Gemeinsamen Glücksspielbehörde der Länder (GGL) und um die Beschränkung des Marktzugangs für private Anbieter.
Die Klägerseite argumentiert, dass das System europarechtswidrig sei, da es durch hohe Hürden und langwierige Verfahren eine faktische Marktabschottung bewirke. Zudem werde die Dienstleistungsfreiheit verletzt, die EU-Unternehmen grundsätzlich erlaubt, ihre Angebote auch in anderen Mitgliedsstaaten bereitzustellen.
Position der GGL und der Bundesregierung
Die GGL verteidigte die bestehende Regulierung mit dem Hinweis auf Spielerschutz und Prävention. Die Beschränkung der Anbieter sei notwendig, um ein kontrolliertes und verantwortungsbewusstes Glücksspielumfeld zu gewährleisten. Vertreter der Bundesregierung betonten, dass das System dem Schutz der Verbraucher diene und illegale Anbieter eindämmen solle.
Nach Angaben der Behörde verfügten im September 2025 lediglich 34 Anbieter über eine gültige Lizenz – während der Deutsche Sportwettenverband (DSWV) gleichzeitig vor einem massiven Anstieg des Schwarzmarkts warnte.
EuGH stellt kritische Fragen
Während der mündlichen Verhandlung hinterfragten mehrere Richter, ob die deutsche Lizenzpraxis mit den Prinzipien der Verhältnismäßigkeit und Transparenz vereinbar sei. Dabei ging es unter anderem um die Gleichbehandlung ausländischer Anbieter und die Dauer der Genehmigungsverfahren.
Juristische Beobachter verweisen auf mögliche Parallelen zu früheren Urteilen des EuGH, etwa im Fall „Ince“, bei dem Deutschland bereits wegen unklarer Zuständigkeitsverteilung kritisiert worden war. Ein Urteil wird für das erste Halbjahr 2026 erwartet.
Marktausblick und mögliche Folgen
Sollte der EuGH das deutsche Lizenzsystem beanstanden, könnten nationale Regelungen kurzfristig angepasst oder neu strukturiert werden. Dies würde insbesondere den Zugang für Anbieter aus anderen EU-Ländern erleichtern. Im gegenteiligen Fall – einer Bestätigung des Status quo – bliebe das derzeitige restriktive Lizenzsystem bestehen, was den Anteil des Schwarzmarkts weiter erhöhen könnte.
Wirtschaftlich steht für die Branche viel auf dem Spiel: Eine Liberalisierung könnte den Wettbewerb stärken, aber auch zu einem Preisdruck auf lizenzierte Betreiber führen. Für Spielerinnen und Spieler wäre vor allem die Frage entscheidend, ob künftig mehr legale und transparente Angebote zur Verfügung stehen. Eine Reform könnte zudem neue Chancen für alle Wettanbieter schaffen, die bisher vom deutschen Markt ausgeschlossen waren.
Chancen und Risiken für die Sportwettenbranche
Für Buchmacher und Wettfreunde ist das EuGH-Verfahren von zentraler Bedeutung. Eine Öffnung des Marktes würde zu mehr Vielfalt und möglicherweise besseren Sportwettenquoten führen. Gleichzeitig könnte eine übermäßige Deregulierung Risiken beim Verbraucherschutz mit sich bringen.
Bis zur endgültigen Entscheidung bleibt die Situation für Anbieter und Regulierungsbehörden angespannt. Branchenvertreter erwarten, dass die Urteilsverkündung in Luxemburg den Kurs für die kommenden Jahre im europäischen Online-Wettmarkt bestimmen wird.
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