Digitalisierung verändert den deutschen Sportwettenmarkt

von Thorsten Herrmann, 5. Dezember 2025

Der deutsche Markt für Sportwetten durchlebt derzeit einen spürbaren Wandel: Digitalisierung verstärkt, Regulierung stabilisiert — doch Wachstum bleibt relativ verhalten. Aktuelle Zahlen zeigen: Der legale Bereich stagniert, der Druck steigt — insbesondere durch Konkurrenz aus dem Schwarzmarkt.

Technologische Innovation und staatliche Regulierung prägen den deutschen Sportwettenmarkt – zwischen Stabilisierung und Umbruch.

Ein aktueller Bericht von Reuters beschreibt diesen Wandel als „tiefgreifende digitale Umgestaltung“ der Branche. Dabei verlagert sich der Wettbewerb zunehmend auf datengetriebene, automatisierte Systeme, während staatliche Aufsichtsbehörden parallel strengere Anforderungen an Lizenzierung, Datenschutz und Spielerschutz umsetzen. Diese Kombination aus technologischem Fortschritt und strengerer Kontrolle sorgt für eine grundlegende Neuordnung des deutschen Sportwettenmarkts.

Marktsituation und Beteiligung der Bevölkerung

Laut einer Umfrage aus 2025 haben etwa 24 Prozent der Befragten in Deutschland innerhalb der letzten 12 Monate Geld auf Sportereignisse gesetzt. Damit bleibt Wetten in Deutschland eine relativ verbreitete Freizeitaktivität — allerdings ohne starke Zunahme im Vergleich zu früheren Jahren.

Weltweit gesehen befindet sich der Markt für Online-Sportwetten im Aufwind: Nach Einschätzung einer aktuellen Branchenstudie wird der globale Online-Sportwettenmarkt im Zeitraum 2025 bis 2030 mit einer jährlichen Wachstumsrate von rund 13 Prozent zulegen — begünstigt unter anderem durch mobile Zugänglichkeit mittels Wett-Apps, Echtzeitdaten und zunehmende Digitalisierung. Diese Entwicklung schlägt sich jedoch nicht automatisch in starkem Wachstum im regulierten deutschen Markt nieder.

Legale Anbieter – Übersicht und Marktstruktur 2025

Der Zusammenschluss einiger großer Anbieter im Jahr 2025 zeigt, wie der Markt sich konsolidiert. So übernahm die französischstämmige Banijay Group im Oktober 2025 die Mehrheit am deutschen Marktführer Tipico — nach dem kürzlichen Kauf des österreichischen Anbieters Admiral.

Zudem zeigen Berichte, dass der regulierte Online-Glücksspielmarkt (zu dem Sportwetten zählen) im Mai 2025 kaum neue Zulassungen verzeichnete: Laut einer Marktübersicht herrscht „Stagnation“ im regulierten Segment — Wachstumsimpulse blieben aus. Dies verdeutlicht, dass der regulierte Markt überschaubar bleibt — mit einer übersichtlichen Zahl an Anbietern, die komplexe Anforderungen an Lizenzierung, Compliance und Infrastruktur erfüllen können.

Umsätze, Marktverlagerung und Schwarzmarkt – die Kehrseite der Medaille

Der Gesamtmarkt für Glücksspiel in Deutschland erreichte 2023 einen Umsatz von über 63 Milliarden Euro — das umfasst Lotto, Automatenspiele, Casinos, Sportwetten und andere Angebote. Allerdings ist aus seriösen Quellen kein klarer, aktueller Gesamtwert ausschließlich für Sportwetten verfügbar — was die Einschätzung der echten Größenordnung erschwert.

Wichtig ist: Der regulierte Sportwettenmarkt sieht sich laut Deutscher Sportwettenverband (DSWV) zunehmendem Druck durch den illegalen Markt ausgesetzt. Im Jahr 2025 berichtete der DSWV von einer steigenden Zahl illegaler Sportwetten-Webseiten — dies gefährde sowohl legale Anbieter als auch Spielerschutzmaßnahmen.

Zudem führten bisherige Regulierungen und steuerliche Maßnahmen laut DSWV teilweise zu einem Rückgang der kanalisierten Einsätze — Spieler wanderten in den unkontrollierten Bereich ab.

Digitalisierung bleibt Treiber — aber mit Nebenwirkungen

Die technologische Entwicklung im Sportwettenbereich schreitet weiter voran. Anbieter setzen verstärkt auf mobile Plattformen, Echtzeitquoten, automatisierte Auswertungen und KI-gestützte Systeme — was laut Branchenanalysen das Nutzererlebnis verbessern und neue Wettformen vorantreiben kann.

Diese Modernisierung setzt allerdings Investitionen voraus — in Technik, Sicherheit und Compliance. Das begünstigt etablierte Anbieter mit Kapitalstärke — gleichzeitig verschärft sich der Markteintritt für neue, kleinere Anbieter. Damit konsolidiert sich der Markt zunehmend auf wenige große Anbieter und schrumpfende Nischenanbieter.